Bauliche und naturbasierte Lösungen für Klimawandelanpassung

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Klimawandel in Österreich

Österreich erlebt die Folgen des Klimawandels nicht länger als abstrakte Zukunftsprognose, sondern als handfeste Realität. Rekordhohe Sommertemperaturen, extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Überschwemmungen sowie anhaltende Dürreperioden sind mittlerweile keine Besonderheit mehr. Diese Veränderungen bedrohen nicht nur die Lebensqualität, sondern stellen auch immense Herausforderungen für die Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt dar. Die Dringlichkeit, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, war nie größer.

In diesem Beitrag beleuchten wir die konkreten Folgen des Klimawandels in Österreich und stellen verschiedene Lösungen vor, die helfen, diesen Auswirkungen entgegenzuwirken. Mit unserer langjährigen Expertise in der Begleitung nachhaltiger Planungs- und Bauprojekte- bieten wir nun auch fundierte Ansätze, um den Herausforderungen der Klimakrise mit entsprechenden Anpassungsmaßnahmen zu begegnen.

 

 Klimawandelfolgen und ihre Lösungen

Der Klimawandel zeigt bereits heute spürbare Auswirkungen auf unser Leben und unsere Umwelt. Besonders betroffen sind Städte und dicht besiedelte Gebiete, aber auch die Landwirtschaft und Energieversorgung. Nachfolgend werden zentrale Klimawandelfolgen und ihre zugrunde liegenden Ursachen beleuchtet, um Bewusstsein für die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen zu schaffen.

Sommerliche Überwärmung

Steigende Außentemperaturen und häufigere Tropennächte (>20 °C) (GRÜNSTATTGRAU, 2021) führen zu einer zunehmenden Überwärmung von Wohn- und Bürogebäuden, wodurch der Kühlbedarf bis 2035 voraussichtlich um 150 % steigen wird (Herrmann et al., 2016). Gründe dafür sind solare Wärmeeinträge durch unzureichend verschattete Glasflächen, der urbane Wärmeinseleffekt (siehe nächster Absatz) und zunehmend weniger effektive passive Kühlmethoden wie Nachtlüftung.

Lösungsansätze für mehr Raumkomfort:

  • Bauliche und technische Maßnahmen wie außenliegende Verschattungen, Sonnenschutzglas, Temperierung über Bauteilaktivierung mittels Free Cooling, natürliche oder mechanische Nachtlüftung und wenn nötig auch energieeffiziente Klimageräte (bevorzugt mit PV-Strom betrieben).
  • Bauwerksbegrünung an Fassaden und Dächern sowie Bäume und Pergolen, verschatten die Gebäudehülle im Sommer und reduzieren dadurch den Wärmeeintrag.

 

Urbane Hitzeinseln

Urbane Hitzeinseln (UHIs) führen zu deutlich höheren Temperaturen in Städten, die bis zu 9 °C über denen ländlicher Gebiete liegen können (Macintyre und Heaviside, 2019). Ursachen sind der hohe Grad an versiegelten Flächen, wenig Grün und dichte Bebauung, die die Durchlüftung blockieren, sich durch die Sonnenenergie aufheizen und wieder an die Umgebung abstrahlen. Diese fühlbare Wärme beeinträchtigt die Lebensqualität, besonders von vulnerablen Gruppen.

Lösungsansätze für kühlere Städte:

  • Helle Materialien bei Gebäuden und Infrastruktur reduzieren durch die hohe Solarreflektion (Albedo) die Hitzeaufnahme und -abgabe (Takebayashi und Moriyama, 2007).
  • Grüne Lösungen: Gründächer werden nicht wärmer als die Lufttemperatur, verschatten die darunter liegende Dachkonstruktion und verdunsten Feuchtigkeit. Da der Phasenübergang von flüssig zu gasförmig Energie benötigt, welche der Umgebung entzogen wird, kommt es durch die Verdunstung zu einem Kühleffekt. Auf diese Weise können auch entsiegelte Flächen und andere Begrünungselemente das Stadtklima verbessern. Die Verdunstung ist jedoch an die ausreichende Wasserverfügbarkeit gekoppelt, was in Zeiten von wiederkehrender Trockenheit zu einer Über-/ Belastung der (Trink-) Wasserversorgung führen kann.
  • Die Kombination grüner und blauer Infrastruktur, idealerweise durch Nutzung von Regen- und Nutzwasser, sorgt für die Vermeidung von Trockenstress und die langfristige effiziente Kühlung bei reduzierten Trinkwasserverbrauch.

Wasserknappheit

Lange Trockenperioden, übermäßige Versiegelung und reduzierte Schneeschmelze gefährden Österreichs Wasserversorgung – so könnten im Jahr 2050 bis zu 470 Gemeinden von Grundwasserknappheit betroffen sein (BVZ, 2024). In den vergangenen Sommern haben die Pegel österreichischer Seen, wie z.B. dem Neusiedlersee im Burgenland, erschreckende Tiefstände angenommen. Da der Wasserbedarf zunehmend das Grundwasserangebot übersteigen wird, kommt es durch die starke Versiegelung kaum zu einer Grundwasserneubildung. Dürren verursachten 2023 landwirtschaftliche Schäden von 170 Millionen Euro (OTS, 2023) – mehr als alle anderen Extremwetterereignisse zusammen.

Lösungsansätze für eine sichere Wasserversorgung:

  • Anreicherung des Grundwassers über Versickerungssysteme, vermehrter Entsiegelung und den Regenwasser-Rückhalt mittels dem Schwammstadt-Prinzip.
  • Nutzung alternative Wasserquellen wie Regen- und Grauwasser für Bewässerung und Toiletten (Verwendungszwecke, die keine Trinkwasserqualität benötigen).
  • Wassersparen mit effizienten Armaturen und Bewässerungstechniken.

Starkregen

Starkregenereignisse werden durch den Klimawandel intensiver und häufiger – erst im September 2024 fielen in Niederösterreich und Wien über 400 mm Regen in nur vier Tagen (GeoSphere Austria, 2024). Ursache ist mit der höhere Wasserdampfsättigungsdruck (damit der maximale Wassergehalt der Luft) bei steigenden Temperaturen: Pro 1 °C mehr enthält die Luft bis zu 7 % mehr Wasser. Gleichzeitig verschärft der hohe Grad an Neuversiegelung (11,5 ha/Tag in Österreich) (Die Umwelt Beratung, 2024) das Problem, da Wasser nicht versickern kann und somit Überschwemmungen verursacht, sobald die Kapazität des Kanals überschritten ist.

Lösungen zur Anpassung:

  • Baulicher Schutz vor eindringenden Wässern, z.B. durch Hochwasserdämme, Nachrüstung von wasserdichten Kellerfenstern und Rückstauklappen.
  • Rückhalt von Regenwasser im Substrat von Dachbegrünung, Rückhaltebecken, Schwammstadtlösungen oder Zisternen.
  • Entsiegelung und Renaturierung natürlicher Überschwemmungsgebiete.

 

Biodiversitätsverlust

Der Verlust an Biodiversität ist eine der drängendsten Folgen des Klimawandels und menschlicher Eingriffe in die natürliche Umwelt. Die Zerstörung und Fragmentierung von Lebensräumen, invasive Arten und zu schnelle Klimaveränderungen führen zu einem massiven Artensterben. Städte nehmen dabei eine doppelte Rolle ein: Sie fragmentieren Habitate, können auf Grund ihrer besonderen Vielfalt an Strukturen aber auch wichtige Biodiversitätshotspots sein (Kowarik, 2011).

Maßnahmen für den Erhalt von Biodiversität:

  • Divers bepflanzte intensive Gründächer oder extensive Gründächer in Kombination mit PV schaffen unterschiedliche Lebensräume.
  • Trittsteinbiotope in Form von Insektenhotels, Totholzhaufen, Sandlinsen und Lehmflächen dienen als Brut- und Rückzugsmöglichkeit.
  • Grüne Korridore ermöglichen Tierbewegungen und unterstützen die genetische Vielfalt. Die Wahl von heimischer, klimaresilienter Bepflanzung reduziert den Pflegeaufwand.
  • Analyse lokaler Gegebenheiten erlaubt gezielte Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Arten.

 

Schwankender Energiebedarf

Der Klimawandel und notwendige Umstieg auf erneuerbare Energieträger verändert Angebot und Nachfrage in der Energieversorgung drastisch. Ein steigender Kühlbedarf (Herrmann und Krausse, 2016) (+150 % bis 2035) und unser generell steigender Energiehunger trifft auf wetterbedingte und saisonale Schwankungen bei erneuerbaren Energien. Diese Dynamik führt zu unsicheren Versorgungslagen und schwankenden Energiepreisen.

Lösungsansätze für Energiesicherheit:

  • Effizienzmaßnahmen: Energiesparende Bauweisen, mit optimierter Ausrichtung und Kubatur, natürliche Lüftung, bedarfsgerechte Gebäudetechnik und Betriebsoptimierung mit intelligenter Steuerung und Lastmanagement.
  • Diversifizierung: Kombination verschiedener Energiequellen wie Solarenergie und Erdwärme auf Gebäude- und Quartiersebene. Dabei ermöglicht die unterschiedliche Ausrichtung der PV-Paneele, z.B. Ost/West oder an der Fassade (passend für die tiefstehende Sonne im Winter), über das Jahr hinweg mehr PV-Strom direkt zu nutzen.
  • Dezentralität: Einsatz lokaler Anlagen mit Strom- und Wärmespeichern, auch in Kombination mit Elektromobilität (Vehicle to Grid).

 

Nachhaltig handeln

Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist eine dringende Notwendigkeit, der wir uns jetzt stellen müssen. Klimafolgen wie Starkregen, Hitzeinseln oder der Verlust an Biodiversität stellen Städte, Gemeinden und Unternehmen vor große Herausforderungen. Die vorgestellten Lösungen – von grauen Schutzmaßnahmen über grüne und naturbasierte Ansätze – bieten effektive Wege, um Schäden zu minimieren und unsere Gebäude und Gesellschaft widerstandsfähiger zu machen.

Naturbasierte Lösungen bieten einen entscheidenden Mehrwert: Sie adressieren gleich mehrere der genannten Herausforderungen und fördern sowohl die Biodiversität, die Klimaanpassung als auch die Lebensqualität. Ein hybrider Ansatz, durch eine Kombination aus baulichen und naturbasierten Maßnahmen, ermöglicht eine nachhaltige Anpassung, die Schäden vermeiden und langfristig die Kosten verringern.

 

Wie kann e7 helfen?

Die zunehmenden Klimawandelfolgen erfordern ganzheitliche Ansätze, die bauliche und naturbasierte Lösungen kombinieren. Unser integraler Planungsansatz, der auf die spezifischen Anforderungen Ihres Standorts abgestimmt ist, bietet hier entscheidende Vorteile: Er ermöglicht nicht nur die Anpassung an unterschiedliche Klimarisiken, sondern steigert auch die Energieeffizienz, Ressourcenschonung und somit die Nachhaltigkeit – sowohl in der Planung als auch im Betrieb.

Unser Ansatz geht über punktuelle Maßnahmen hinaus. Mit speziell entwickelten Kriterienkatalogen helfen wir unseren Kund:innen klare Qualitätsstandards für Ihre Vorhaben zu definieren und unterstützen bei der Konzipierung, Ausschreibung und Umsetzung. Dabei berücksichtigen wir gesetzliche Vorgaben und strategische Ziele wie Klimaneutralität, EU-Taxonomie, ESG-Kriterien oder individuelle Dekarbonisierungsstrategien. Diese Kriterien ermöglichen nicht nur Klarheit für alle Beteiligten, sondern auch die kontinuierliche Qualitätssicherung – von der Konzeption, hin zur Umsetzung, der langfristigen Nutzung und letztendlich dem verwertungsorientierten Rückbau.

Unsere Erfahrung zeigt, dass eine fundierte Projektvorbereitung und Planung nicht nur ökologische und soziale Vorteile bringt, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist: durch die Analyse und Optimierung der Lebenszykluskosten können langfristig nachhaltige Investitionsentscheidungen getroffen und Schadenswahrscheinlichkeiten gesenkt werden. Mit Projekten wie beispielsweise „LieBeKlima“, dem „Kriterienkatalog regeneratives und nachhaltiges Bauen des Wiener Gesundheitsverbundes“ oder der Unterstützung österreichischer Gemeinden im Rahmen des „OwnYourSECAP“-Projekts bei der Erstellung von Klimaschutzfahrplänen, setzen wir diesen Ansatz erfolgreich um und tragen aktiv zur Klimawandelanpassung auf Gebäude-, Quartiers- und Kommunalebene bei.

Setzen Sie mit uns auf innovative und umsetzbare Lösungen – für eine zukunftssichere und lebenswerte Umgebung!

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