Umfrage bestätigt Wirksamkeit von Energieaudits: Unternehmen sehen kurzfristige Wirtschaftlichkeit

Die Energieeffizienzrichtlinie verpflichtet Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, ein Energieaudit durchführen zu lassen oder ein Energiemanagementsystem einzuführen. Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts KNOWnNEBs untersuchen wir derzeit den Mehrwert solcher Energieaudits für die Wirtschaft, aber auch für die Gesellschaft. 76% der Befragten gaben an, dass sich das Energieaudit bereits durch kurzfristige Maßnahmen rechnet.

Energieaudits in Unternehmen: Pflicht, Potenzial und Herausforderungen

Energieaudits haben einen großen Einfluss auf Investitionen in die Energieeffizienz, da diese maßgeschneiderte Empfehlungen liefern und dazu beitragen, die Informationslücke hinsichtlich der Energieeffizienz zu schließen.

Die EU-Energieeffizienzrichtlinie schreibt bereits seit 2012 vor, dass alle Unternehmen in der EU mit mehr als 250 Mitarbeitern ein Energieaudit durchführen lassen oder über ein Energiemanagementsystem verfügen müssen. Die Audits dürfen dabei nicht älter als 4 Jahre sein. Diese Bestimmung wurde in Österreich 2014 mit dem Energieeffizienzgesetz in nationales Recht umgesetzt und rund 2000 Unternehmen waren davon betroffen. Vor allem in den Jahren 2015 und 2019 wurden somit Audits für österreichische Unternehmen durchgeführt. Das Energieeffizienzgesetz regelte die Erstellung nur bis Ende 2020. Aufgrund politischer Uneinigkeiten kam es danach zu einem Schwebezustand in Österreich, wodurch es keine Verpflichtung gab, dieses Energieeffizienzinstrument anzuwenden. Erst mit 15.6. 2023 wurde dieser Zustand durch das neue Energieeffizienzgesetz beendet.

Mit diesem neuen Energieeffizienzgesetz sind nun auch Unternehmen der öffentlichen Hand verpflichtet, Energieaudits durchführen zu lassen oder ein Energiemanagementsystem einzuführen.

Allerdings gilt hier: Nach dem Energieeffizienzgesetz ist vor dem Energieeffizienzgesetz. Aufgrund der Neufassung der EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED III), die am 20. September 2023 im Amtsblatt der Europäischen Union kundgemacht wurde, muss Österreich das Energieeffizienzgesetz bis zum 11. Oktober 2025 an die neuen Bestimmungen anpassen. Unser Kollege Dr. Georg Benke dazu: „In weniger als zwei Jahren brauchen wir schon wieder ein neues Energieeffizienzgesetz". Das zuletzt verabschiedete Gesetz wurde entgegen der EU-Vorgabe mit 963 Tagen Verspätung umgesetzt.

Mit der neuen EU-Richtlinie werden die „verpflichteten Unternehmen" nicht mehr über die Beschäftigtenzahl, sondern über den jährlichen Energieverbrauch definiert. Liegt der Energieverbrauch zwischen 2,78 GWh (10 TJ) und 23,6 GWh (85 TJ), muss ein Energieaudit durchgeführt werden, liegt der Jahresverbrauch über 23,6 GWh, ist die Einführung eines Energiemanagementsystem verpflichtend. Wir gehen davon aus, dass dadurch 30 bis 40% und somit 600 bis 800 Unternehmen zusätzlich betroffen sind, ein Energieaudit erstellen zu lassen.

Da weder das Energieeffizienzgesetz noch die Energieaudits von der Politik und der (betroffenen) Wirtschaft gezielt beworben wurden, hat das Audit oft einen geringen Stellenwert und wird meist als notwendige Erfüllung gesetzlicher Vorgaben verstanden. Dadurch fehlt es häufig an der klaren betriebsinternen Vorgabe für die Audits sowie an der betrieblichen Umsetzung der Ergebnisse. Während es selbst der Ukraine einen Leitfaden „Wie bestelle ich ein erfolgreiches Energieaudit" gibt, fehlt ein solcher für die österreichische Wirtschaft. 

Der derzeit verfolgte Ansatz von Energieaudits umfasst jedoch meist nur die Analyse von direkten Energiekosteneinsparungen, während nicht-energetische Vorteile (NEBs) wie verbesserte Produktqualität, Raumkomfort, erhöhte Produktivität, reduzierte wartungsbedingte Ausfallzeiten und andere wesentliche Vorteile nicht oder kaum berücksichtigt werden.

Dies bedeutet, dass im Allgemeinen bei Energieaudits der tatsächliche Wert von Energieeffizienzmaßnahmen sowohl von den Auditor:innen, den beratenden Unternehmen als auch von der Politik unterschätzt wird. Der Aspekt des nicht-energetischen Nutzens und dessen Wahrnehmung durch die Stakeholder (Auditor:innen, Beratungsunternehmen, Interessenvertretungen, Politik) wird in der derzeitigen Vorgehensweise kaum berücksichtigt. Bei Energieaudits wird daher oft nur auf die direkten Energieeinsparungen geachtet bzw. diese in den Audits dann dargestellt.

Einblicke in das EU-Forschungsprojekt, das die nicht-energetischen Vorteile von Energieaudits unter die Lupe nimmt.

Um die Akzeptanz für dieses wichtige energiepolitische Instrument in der Industrie zu erhöhen, wird im derzeit laufenden EU-Forschungsprojekt KNOWnNEBs (gefördert durch das EU-Life Programm) untersucht, welchen Mehrwert („Non Energy Benefits") Energieaudits neben den Energieeinsparungen haben. An diesem Projekt nehmen ExpertInnen aus Österreich, Lettland, Polen, Österreich, Ungarn, Italien, Spanien, Portugal, Bulgarien und Griechenland teil und repräsentieren dadurch den europäischen Markt mit seinen unterschiedlichen Bedingungen gut.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus einer umfassenden europäischen Expertenbefragung zu den Beweggründen und Erfahrungen mit Energieaudits.

Europaweit wurden über 500 Expert:innen befragt, welche Werte neben der reinen Energieeinsparung für die Umsetzung von Energieaudits relevant sind. Auch wenn die Auswertung noch nicht vollständig abgeschlossen ist, lassen sich bereits einige Details erkennen.

  • Die Hauptgründe für die Durchführung von Energieaudits waren die Senkung der Energiekosten, die Möglichkeit, finanzielle Zuschüsse zu erhalten, und die gesetzliche Verpflichtung (für große Unternehmen);
  • Die überwiegende Mehrheit der verantwortlichen Entscheidungsträger, die über Energieaudits zu entscheiden hatten, verfügte nicht einmal über grundlegende Energiekompetenzen;
  • Die Energiekrise hatte für die Mehrheit der Befragten einen erheblichen Einfluss auf die Änderung der Einstellung zu Energieaudits. Einige wiesen darauf hin, dass es seit der Krise viel einfacher sei, Entscheidungsträger zu überzeugen;
  • Drei Viertel der Befragten halten die Prozesse im Zusammenhang mit Energieeffizienzmaßnahmen für den wichtigsten Teil des Energieaudits (im Vergleich zu Gebäudehülle und Verkehr);
  • Als negative Erfahrungen bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen nannten die Befragten an erster Stelle finanzielle Aspekte; weitere Antworten bezogen sich auf technische oder organisatorische Gründe, z.B. den großen Platzbedarf der neuen Anlagen, die lange Umsetzungszeit und die damit verbundene Notwendigkeit, die Produktion für die Umsetzung bestimmter Maßnahmen zu unterbrechen;
  • Unter den positiven Aspekten wurde von vielen ein positiver Einfluss auf die energie- und umweltbewusste Einstellung der Mitarbeiter festgestellt; einige gaben an, dass sie die Prozesse besser verstehen und die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung des Energieverbrauchs nach dem Energieaudit erkannt haben;
  • Was die nicht-energetischen Vorteile betrifft, so betonten die Unternehmensvertreter die positiven Auswirkungen auf die Effizienz des Unternehmens (weniger Ausfälle, bessere Überwachung der Produktionsprozesse, höhere Gewinne, bessere Produktivität und mehr beschäftigungsfähige Arbeitnehmer:innen). Viele betonten die Bedeutung eines grünen Images. Mehrere erwähnten die positiven Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld, wie z.B. bessere Beleuchtung, geringerer Lärmpegel, bessere Luftqualität.

Wie transparente Kommunikation und die Integration nicht-energetischer Vorteile die Wahrnehmung von Energieaudits verändern können.

Im Rahmen des Forschungsprojektes wird in den nächsten Monaten für die Bereiche Soziales, Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft, Sicherheit und Schutz, Qualität und Zeit analysiert, welche Relevanz die einzelnen Aspekte haben. Damit wird es möglich sein, diese Zugänge in der Kommunikation zu nutzen.

Energieauditor:innen wissen zumeist, dass das Energieaudit einen viel größeren Mehrwert bringen kann als die reine Energieeinsparung. Und das, obwohl die Audits Energieeinsparungen von 5 bis 10% erzielen - meist ohne Investment. Fälle von Energieeinsparungen unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von über 30% und kurzen Laufzeiten sind bekannt – werden aber meist nicht kommuniziert.

Anders bei UNIQA: Hier wurde im Rahmen des Energieaudits ein großes Effizienzpotenzial aufgedeckt. Daraufhin wurden zahlreiche Schritte gesetzt, ein Energieexperte zur Betreuung und Maßnahmenumsetzung eingestellt und das bestehende Energiemonitoring stark ausgebaut. Inzwischen kann man hier durchaus auf Erfolge zurückgeblicken: Ohne große Investitionen konnte der Strom- und Wärmeverbrauch des Wahrzeichens UNIQA Tower um rund ein Drittel gesenkt werden.

Dass Energieaudits ein erfolgversprechendes Instrument sind, zeigt aber auch die Umfrage, die e7 im Rahmen des EU-Forschungsprojektes KNOWnNEBs zusätzlich für Österreich durchgeführt hat. Dr. Georg Benke, verantwortlicher Projektleiter bei e7 dazu: „Der Erfolg der Audits führt zu einer wesentlich höheren Akzeptanz bei den betroffenen verpflichteten Unternehmen als bei den zuständigen Politker:innen, die sich um die Umsetzung und Forcierung dieses Klimaschutzinstruments kümmern sollten".

Auf die Frage „Glauben Sie, dass sich die Audits für die Unternehmen durch kurzfristige Maßnahmen selbst amortisieren" antworteten 76,4% mit „ja" oder "eher ja". Diese hohe Zahl hat die ExpertInnen von e7 durchaus überrascht, da es hier ja lediglich um die kurzfristigen und somit Low Cost und No Cost Verbesserungsmaßnahmen ging.

Aber auch eine andere Frage belegte den Erfolg der Audits: Auf die Frage: „Sind Ihnen Fälle bekannt, in denen das Audit zu unerwarteten Ergebnissen geführt hat?", antworteten 47,7% mit „ja" oder „eher ja", während 41,9% mit „nein" oder „eher nein" antworteten. Dieser Wert zeige, so Dr. Benke, dass die Audits auch zu Ergebnissen führen, mit denen die Unternehmen in dieser Form nicht gerechnet hätten und bestätigte damit die Sinnhaftigkeit des Instruments Audit.

Überraschend ist auch das Ergebnis auf die Frage, inwieweit die Auditberichte veröffentlich werden sollen: 57% sprechen sich dafür aus, dass der Bericht jeweils firmenintern öffentlich sein soll. Hier befindet sich Österreich auf einen guten Weg: Das neue Energieeffizienzgesetz gibt vor, dass der Auditbericht nachweislich der Geschäftsführung und dem Vorstand zur Kenntnis gebracht werden muss.

Entsprechend der Umfrage führte das Energieaudit in 55,3 % der Fälle zu Änderungen in dem Betrieb, wobei 18,8% der Befragten mit „ich weiß es nicht" antworten.

Die Zukunft gestalten: Energieaudits als Schlüssel für betriebliche Effizienz und Umweltverantwortung

Zusammenfassend zeigt die KNOWnNEBs-Studie, dass Energieaudits einen erheblichen Mehrwert bieten. Trotz anfänglicher Bedenken sehen die Unternehmen kurzfristige Maßnahmen als rentabel an und die Audits führen oft zu unerwartet positiven Ergebnissen. Die Integration nicht-energetischer Vorteile und eine transparente Kommunikation könnten die Akzeptanz weiter erhöhen. Die anstehende Novellierung des Energieeffizienzgesetzes bietet die Chance, Energieaudits als strategisches Instrument für betriebliche Effizienz und Umweltverantwortung zu positionieren, wovon nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft profitiert.

 

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